Wie oft klopfen Ihre Mitarbeiter an Ihre Bürotür, um Ihnen eine Frage zu stellen? Wie oft ist Ihr Team auf Ihr wertvolles Wissen angewiesen, um eine Aufgabe meistern zu können?

Falls Sie stolz „Mehrmals am Tag!“ geantwortet haben, möchte ich Sie einladen, diese Reaktion noch einmal mit mir zu überdenken. Denn in dem Fall wurde in Ihrem Unternehmen übersehen, dass sich die Zeiten geändert haben.

Wer nicht fragt, bleibt dumm

Wenn Mitarbeiter auf ihre Führungskraft angewiesen sind, wenn sie sich ganz und gar auf sie stützen, wenn sie den Chef sogar brauchen, ist das in der Regel ein klassisches Zeichen für eine Krankheit, unter der bis vor einigen Jahren etliche Unternehmen litten: Sie hielten ihre Mitarbeiter klein.

Dahinter muss gar keine böse Absicht stehen, im Gegenteil. Es war schlicht gang und gäbe in klassischen Führungskulturen, die Mitarbeiter im Betrieb nach Anweisung arbeiten zu lassen. Tu dies, berücksichtige das. Das gebündelte Wissen über das Warum der Arbeit genauso wie das Fachwissen für besonders anspruchsvolle Aufgaben lag selbstverständlich bei den Führungskräften.

Nun leben viele Unternehmen mit den Folgen dieses antiquierten Vorgehens: Ihre Mitarbeiter hatten nie wirklich die Chance, zu eigenständig denkenden Mitgliedern des Unternehmens zu werden.

Zeit fürs Wesentliche

Dass hier in der Führung ein Umdenken stattfindet, hätte ich mir bereits vor mehreren Jahren gewünscht. Zu spät ist es deshalb dennoch nicht. In Unternehmen muss nur endlich die Botschaft durchsickern: Eine Führungskraft ist nicht deshalb gut, weil sie das beste Fachwissen besitzt.

In der führenden Rolle dürfen Sie sich in der Hinsicht tatsächlich ein wenig zurücklehnen: Wenn Sie flotte, eigenständig denkende Menschen im Betrieb haben, entlastet Sie das im Kleinklein des Tagesgeschäfts natürlich enorm. Im Optimalfall steht nur noch ganz selten jemand bei Ihnen im Türrahmen, dem Wissen fehlt, um selbst loslaufen zu können. Sehr gut!

Denn der Wegfall dieser Arbeit bedeutet keinesfalls, dass Sie als Führungsperson überflüssig werden, nein. Vielmehr schaffen Sie sich so endlich Zeit, sich Ihrer eigentlichen Aufgabe als Führungskraft zu widmen: dem Aufbau von förderlichen Strukturen im Hintergrund. Diese ermöglichen es Ihren Mitarbeitern, gute Arbeit zu leisten.

Fußball mit Jogi

Wertvoll wird Ihre Führungsarbeit nämlich dann für Ihr Unternehmen, wenn Sie den strategischen Blick aufs große Ganze haben, anstatt sich mit detailliertem Fachwissen in immer kleinere Nischen des Arbeitsalltags zu verirren. Sie dürfen sich diese Arbeit vorstellen wie den Job eines guten Fußballtrainers, denken Sie nur an Joachim Löw: Er steht nicht mit der deutschen Nationalmannschaft auf dem Feld, stürmt nicht mit, stellt sich nichts ins Tor. Vermutlich kennt er sich nicht einmal sonderlich gut aus mit Torwarthandschuhen und ist kein Spezialist für Elfmeter. Dennoch ist seine Rolle ungemein wichtig: Er agiert im Hintergrund, analysiert Spielzüge, setzt Strategien auf – und bringt so die ganze Mannschaft weiter, obwohl er nicht ihr bester Spieler ist. Selbstverständlich bleibt er dabei auch immer Ansprechpartner und Mentor.

Als Führungskraft dürfen Sie genau wie Jogi Freude daran entwickeln, dass Ihre Mitarbeiter besser werden, als Sie es auf einem Gebiet vielleicht je waren. Weil Sie dem Team etwas geben, das alle weiterbringt.