Sie werden das kennen: Kaum erscheinen bekannte Unternehmen mit aktuellen Hiobsbotschaften in der Presse – sei es, weil sie ihre Gewinnerwartungen nach unten korrigieren mussten, sei es, weil Brexit oder Trumps Handelskrieg mit China ihnen den Umsatz verhageln – schon fragen Sie sich als verantwortungsvolle Führungskraft: Sind wir fit genug für solch unruhige Zeiten? Ist unser Unternehmen stark genug, um sich auf Situationen mit dramatischer Dynamik einzustellen?
Ich möchte Ihnen hier einen Weg vorstellen, wie Ihr Unternehmen fit durch Krisen steuert.
Im Auge des Sturms
Inspiriert dazu hat mich die Firma Hilti, bei der ich vor Kurzem eingeladen war. Sie ist nicht nur weltberühmt für ihre Bohrhammer, sondern erhält auch jedes Jahr Auszeichnungen als „Best Place to Work“. Mit ihren Auszeichnungen als „Bester Arbeitgeber“ zieht Hilti hervorragende Fachkräfte an.
Ich interessierte mich schon lange für die Firma, weil ich wissen wollte, wie die es schaffen, immer wieder zum besten Arbeitgeber gewählt zu werden und gleichzeitig wirtschaftlich so erfolgreich zu sein.
Ich erkannte bei meinem Besuch, dass der Kern dieses erfolgreichen Weges das Kulturentwicklungsprogramm ist, das seit über 30 Jahren besteht. Hilti hat 27.000 Mitarbeiter weltweit, für diese gibt es 70 Trainer, die sich primär um das Thema Unternehmenskultur kümmern.
Der Fokus des Programms liegt hierbei weniger auf fachlichen Weiterbildungen, sondern primär auf dem Thema Kultur – und das ist für mich der Kern des Erfolges von Hilti auch in stürmischen Zeiten: Bei Hilti stehen besonders die Teamwerte im Mittelpunkt.
Die Unternehmenskultur im Kern
Die Unternehmenskultur ist nicht starr, sie wird bei Hilti mit dem Input aller 27.000 Mitarbeiter stetig aktualisiert. Jeder im Unternehmen arbeitet somit an der Unternehmenskultur mit, die Unternehmenswerte sind sehr prominent.
Sie sind Leitwerte, ein Kodex: Wie die Unternehmenskultur gelebt wird – innerhalb der Teams, mit Geschäftspartnern, mit Kunden – ist ein wichtiges Thema bei Hilti. Auch die Bewertung der Führungskräfte erfolgt anhand ihrer Fähigkeit, die vereinbarte Unternehmenskultur zu leben und in ihr Team zu tragen. Wenn neue Leute in Führungspositionen kommen, ist die Unternehmenskultur ein wichtiges Handlungskriterium. Handeln sie nicht entsprechend, dann endet ihre Zeit bei Hilti.
So gewährleistet die Geschäftsführung, dass die Unternehmenskultur als Kern des Erfolges dynamisch weitergetragen wird.
Kultur ist kein Schön-Wetter-Thema
Leider ist dies bei vielen Unternehmen nicht der Fall, sie fahren eine andere Linie. Die Unternehmenskultur dient bei ihnen lediglich der Imagepflege. Sind die Zahlen gut, dann präsentiert sich das Unternehmen spendabel, was Kultur, Training, Teamentwicklung, Verbesserung der Kundenbetreuung etc. angeht.
Aber Kultur zu pflegen, ist kein Schön-Wetter-Thema, wenn es gerade gut läuft finanziell. Geld und Umsatz sind wichtig. Aber wenn es mal nicht so läuft, dann ist es der falsche Ansatz, hier das Budget zu kürzen.
Die Firma Hilti geht ihren eigenen Weg: Hilti hatte zur Zeit der Finanzkrise 2008 ebenfalls eine kleine finanzielle Delle zu verkraften. Aber: Das einzige Budget, das nicht gestrichen wurde, war das Kultur-Budget – ein zweistelliger Millionenbetrag im Jahr. Das ist für mich vorbildlich: Denn so wissen alle Firmenangehörigen, dass dem Unternehmen Kultur wirklich wichtig ist und dass sie einen gemeinsamen Kern haben – etwas, das ihnen Sicherheit und Kraft gibt, wenn es turbulent wird. Sie haben ihren Weg gefunden.
FIND YOUR LINE – das ist die Lektion, die ich bei Hilti bestätigt gefunden habe und die zu den 5 Bestandteilen meiner Wildwasser-Strategie gehört: Herausfiltern, was Ihnen wirklich wichtig ist, und sich immer wieder auf diesen Kern fokussieren.
Die Besinnung auf Ihre Unternehmenslinie, den Kern Ihres Business, macht Sie fit, um gestärkt aus einer Krise herauszugehen. FIND YOUR LINE bedeutet auch: Finden Sie Ihre Unternehmenskultur.
Denn in Krisen gibt diese Unternehmenskultur Orientierung. Engagierte Menschen gehen gern zu Firmen mit einer starken Kultur, wie Hilti sie hat – das ist natürlich in jeder Krise, die die Märkte aufwühlt, ein Pfund, mit dem sich haushalten lässt.