Abends noch ein paar Kilometer laufen oder für eine Stunde ins Fitnessstudio – der perfekte Ausgleich für Ihren stressigen Arbeitsalltag. Und doch sind Sie im Meeting am nächsten Morgen angespannt. Es geht drunter und drüber und Sie ertappen sich dabei, dass Sie Ihre Anliegen durchboxen, nur damit diese möglichst schnell vom Tisch sind. Keine angenehme Situation, weder für Sie noch für Ihre Mitarbeiter.

Nein, ich unterstelle Ihnen durchaus keine böse Absicht. Vielmehr ist Ihnen ein Versäumnis unterlaufen, die unter Führungskräften alles andere als selten auftritt: Vor lauter körperlicher Fitness haben Sie Ihre mentale Stärke außer Acht gelassen.

Von Bürogymnastik und Veggie-Tagen

Von der Mikrogymnastik im Sitzen über höhenverstellbare Schreibtische bis hin zu unternehmenseigenen Fitnessstudios – ja, inzwischen lassen sich auch in Österreich und Deutschland viele Unternehmen so einiges einfallen, um ihre Mitarbeiter während der Arbeitszeit körperlich fit zu halten. Und auch die Kantinen in Großunternehmen und Bürokomplexen setzen vielerorten auf gesündere Kost für jene, die Wert auf eine ausgewogene Ernährung setzen. Doch der Blick auf die emotionale und mentale Stärkung bei Führungskräften und Mitarbeitern wird auch heute noch als „esoterisch“ belächelt und abgetan. Darum soll sich doch jeder ganz individuell im stillen Kämmerchen kümmern.

Gerade in Zeiten der heutigen Herausforderungen durch digitalen Wandel, globalen Wettbewerb oder agiles, eigenverantwortliches Arbeiten ist diese Denkweise jedoch nicht nur unzeitgemäß, sondern grob fahrlässig sogar. Schließlich ist das ganzheitliche Wohlbefinden aller Mitarbeiter eines Unternehmens das größte Kapital desgleichen. Wieso also ist die mentale Fitness nicht schon längst genauso normal wie die Gymnastik am Arbeitsplatz? Wenn Sie etwas für Ihren Kopf tun, heißt das schließlich nicht, dass Sie krank sind.

Schluss mit der Tabuisierung!

Betrachten Sie Ihre Haltung also aus zwei Perspektiven. Ihre Sitz- und Stehhaltung entscheidet eklatant über die Gesundheit Ihres Bewegungsapparats – und bedarf daher regelmäßiger Kräftigung, das wissen Sie. Doch wie sieht es mit Ihrer mentalen Haltung zu Arbeit und Team aus? Wie halten Sie sich im Zusammenspiel mit anderen, wie reagieren Sie, worauf springen Sie an? Oder aber auch über den rein beruflichen Kontext hinaus: Was ist Ihnen wichtig?

Ob Tai Chi am Morgen oder einfache Atemübungen in der Mittagspause – durch pragmatische und bodenständige Übungen stärken Sie Ihre Konzentrationsfähigkeit, ohne dabei in angespannte Verbissenheit abzurutschen. Dabei liegt der Fokus eben nicht auf Muskelaufbau, der perfekten körperlichen Haltung. Vielmehr erlangen Sie schon durch wenige, ganz bewusst genutzte Minuten neue mentale Frische ebenso wie Interesse an Neuem und Neugier für Veränderung.

Mehr Power mit Köpfchen

In meinen Workshops schaffe ich es bereits durch kleine Aktivierungen am Morgen immer wieder, meinen Teilnehmern diese Selbstreflexion ins Bewusstsein und den Alltag zu bringen. Mit interessantem Erfolg: Wenn sie gelernt haben, innezuhalten und zuzuhören, sind sie offener für unterschiedliche Meinungen und Ideen. Und genau dies spiegeln ihnen dann auch die Mitarbeiter und Kollegen.

Statt Ihre Meinung und Ihre Idee beim nächsten Meeting mit Nachdruck Ihrem Team auf’s Auge zu drücken, empfehle ich Ihnen: Nehmen Sie sich vor Beginn des Meetings einen Moment Zeit, atmen Sie einige Male kurz und bewusst durch. Stellen Sie sich mental auf das Meeting ein und sehen Sie sich als Dirigent und nicht als Solospieler. Denn nur als Dirigent mit einer offenen und konstruktiven Haltung sehen Sie Ihr ganzes Team, hören die einzelnen Impulse und finden gemeinsam die beste Idee. Und bringen Ihren Puls nicht unnötig auf 180.